bismarckschule

HANNOVER

Was haben wir gewonnen?

Nantes: Schlicht, aber eindrücklich war das Mahnmal zur Abschaffung des Sklavenhandels (Mémorial de l’abolition de l’esclavage), bei dem Nantes im 18. Jahrhundert eine Hauptrolle einnahm. Über 1.700 Schiffe legten insgesamt hier ab und transportierten Stoffe, Waffen, Alkohol und Spiegel an die Handelsstationen in Westafrika. Die französischen Kaufleute tauschten ihre Waren dort gegen ‚menschliche Währung‘ und transportierten insgesamt über 500.000 Sklaven unter grauenhaften Bedingungen in die französischen Kolonien, vor allem in die Antillen, nach Martinique, Guadeloupe und Haiti. 

Die französischen Reeder, Kreditgeber und Handelsleute machten ein Vermögen mit diesem Dreieckshandel. Die sichtbaren Spuren heute sind die wunderschönen Häuserfassaden, z.B. am Quai de la Fossé gegenüber der Ausstellung. Tatsächlich spricht man erst seit den 90ern wirklich über dieses Thema und das Mahnmal wurde erst 2012 eingerichtet.

Angers: Die französischen Gastschüler präsentierten uns mit kleinen Vorträgen viel Sehenswertes wie das Maison d’Adam, die Kathedrale, den zentralen Place du Ralliement (und seine streitfreudigen Bewohner…) und vor allem das Château mit seinem über 100m langen Wandteppich der Apokalypse, wo sich prompt eine leidenschaftliche Diskussion über Glaubensfragen im Alltag und in der Familie entwickelte. Ausgangspunkt war, dass in Frankreich das Tragen religiöser Zeichen wie Kopftuch in der Schule verboten ist.

Ein Highlight war die Fabrikbesichtigung von Giffard, wo seit 1885 Liköre und Sirup destilliert werden und wir das Experiment aus der Chemiestunde gleich in maschineller Produktion nachvollziehen konnten. Die Kostproben stießen dann auf unterschiedliche Gesichtsausdrücke – Minze und Gurke einerseits sowie Ananas und Holunder andererseits 🙂

Paris: 20.000 Schritte haben den Wenigsten gereicht, um Sacré-Coeur, Geburtshaus und Schule des Schriftstellers Joseph Joffo, die Place du Tertre, das Moulin Rouge, die Fontaine Saint-Michel, Notre Dame, Pont Neuf, die Champs-Elysées und zum Abschluss den funkelnden Eiffelturm abzulaufen. 

Der Holocaust-Gedenkstätte Mémorial de la Shoah mussten wir zwischendurch einfach einen Besuch abstatten. Als wir auf der Fahrt nach Paris im Vorort Drancy hielten, fragte unser Sitznachbar in der RER, wo wir herkämen. Ein freundliches Gespräch entspann sich über den Ort, wo während der deutschen Besatzung im 2. Weltkrieg Frankreichs größtes Sammellager für Juden war. Fast 60.000 Menschen wurden von dort in die Vernichtungslager Auschwitz und Sobibor deportiert.

Wie gegenwärtig und persönlich Geschichte ist, wurde in dem Moment klar, als der Mann aus dem Zugfenster auf ein weiter entferntes Gleis zeigte: „Wo die Waggons dort stehen, sind meine Großeltern nach Auschwitz abgefahren. Wenn Sie Zeit in Paris haben, besuchen Sie das Mémorial de la Shoah.“

Was haben wir verloren?

Jeglichen Glauben an Wettervorhersagen und Google-Rezensionen. Statt angekündigtem durchgehenden Sonnenschein und 18° waberte sieben komplette Tage eine nebligen Riesenwolke um uns herum…

Umgekehrt war nach dem lautstarken Entsetzen über die Online-Bewertungen der Auberge vor unserer Ankunft die Enttäuschung hinterher erfreulich. 

Mit einem Trip zum Carrefour, Pizza von gegenüber und letzten Werwolf-Runden endete eine volle, lustige, ereignis- und lehrreiche Woche in Frankreich.

Was war am besten?

Kommt drauf an, wen man fragt: Das Bowling, die Trampolins, die Croissants, die Herstellung von Bioplastik, die Halloween-Party, die Straßen in Paris….

und aus Sicht von Frau Hewitson und Herrn Wagner, dass ausnahmslos alle geduldig, fröhlich, nervenstark und unendlich hilfsbereit waren!

Fun fact

Vier Stunden, bevor wir selbst vor Notre Dame standen, haben die Glocken des Nordturms das erste Mal seit dem schweren Brand von 2019 wieder geläutet.

Insgesamt sah die Welt nach unserer Rückkehr ein bisschen anders aus: 

In den USA gewannen Trump und die Republikaner die Wahlen und in Deutschland ging bei der Ampel-Regierung das Licht aus.