bismarckschule

HANNOVER

Diese Woche starb mein ehemaliger Sport- und Geschichtslehrer und späterer Kollege Thomas Sielenkämper. Eigentlich hieß er ja „Silo“, dieser Spitzname war so etabliert, dass sogar wir Schüler ihn damals entsprechend anredeten, auch im Unterricht, das war einfach so. Silo, ein Lehrer-Unikat im allerbesten Sinne, der nicht nur selbst einen Spitznamen trug, sondern auch für sein halbes Umfeld welche erfand. Viele weitere Alleinstellungsmerkmale zeichneten ihn aus: Er verstand es, auf Basis seiner natürlichen Autorität mit viel Humor, mit Anekdoten über sich und die Welt und den Unterrichtsstoff oder mit frankophilen Sprachschöpfungen die Menschen für sich zu vereinnahmen. Unvergessen ist dabei Silos positives Menschenbild, mit dem er allezeit Schülern (und Kollegen) gegenüber auftrat. Aus dieser Grundhaltung heraus gelang ihm ein pädagogisch bemerkenswerter Zugriff auf die Schülerschaft. Mit seiner großen Gelassenheit und, um es mit einer Vokabel zu sagen, die er selbst womöglich gewählt hätte, „zünftigen“ Art erreichte er großartige Lernvoraussetzungen. Überhaupt „beruhigte“ er durch seine Entspanntheit (vor allem bürokratischen Dingen gegenüber), den Unterricht sowie den manchmal überhitzten Schulbetrieb. Er sah den Menschen immer vor allem anderen. 

Silo und die Bismarckschule – das waren über Jahrzehnte eins, noch mehr galt das für Silo und den Maschsee, den RVB. Seine Verdienste rund um das Schülerrudern in Hannover und mindestens in ganz Niedersachsen sind einzigartig und werden sicher noch von Seiten der Ruderer an anderer Stelle umfänglich gewürdigt.

Silo leitete über viele Jahre die Fachgruppe Geschichte an „Der Anstalt“, so seine grundsätzliche Bezeichnung für unsere Schule. Es gibt dort neben dem großen Hauptlehrerzimmer einen Nebenraum, der uns Lehrern als Bibliothek dient. Dort hinein, vor die große Regalwand mit den teilweise dicken Geschichtswälzern, die zu einem recht hohen Prozentsatz ihm selbst gehörten und uns selbstverständlich auch zur Verfügung standen, baute er einen kleinen Tisch auf und richtete sich einen Arbeitsplatz/“sein Separé“ in der Schule ein. Der Tisch ist seit Silos Pensionierung nicht mehr da, der Platz aber auf immer für mich mit ihm verbunden. Von dort aus organisierte er Exkursionen, bereitet Fachkonferenzen vor, plante Unterricht, stand als Ansprechpartner zur Verfügung. Zehn Jahre lang organisierte Silo (zusammen mit Stefan Schulze-Brüggemann) auch die zur Tradition gewordenen, mehrtägigen Historikerfahrten für die Fachgruppe, eine Art Klassenfahrt – nur ohne Schüler. Sie führten uns -meist am Anfang der Sommerferien- u.a. nach Walkenried, Potsdam, Haihtabu oder Flensburg. Unter Silos Federführung lernten wir so unser eigenes Land besser kennen. Nicht selten überkam es ihn dabei, uns mit teilweise amüsanten, teilweise profunden Kurzreferaten zu bilden und zu unterhalten. Es fühlte sich dann für mich manchmal so an wie damals in der siebten Klasse, als wir in seinem Geschichtsunterricht mit Hannibal über die Alpen zogen. Nur befanden wir uns nun mit ihm vor Ort, also bei den historischen Stätten, zum Beispiel auf dem Bückeberg, wo Silo mit maximaler und erschreckender Anschaulichkeit die Reichserntedankfeste der Nationalsozialisten skizzierte. Abends, wenn wir dann gemütlich zusammen saßen, konnte man sich auf seine Weinempfehlungen stets verlassen! 

Silo, du fehlst uns schon, seitdem du in den Ruhestand gegangen bist, kamst mit deinem Hund aber immer noch regelmäßig bei der Schule vorbei und ließest uns an deiner Freundlichkeit teilhaben. Nun fehlst du uns noch mehr. Du hast diese Schule, du hast uns über viele Jahre, viele Jahrzehnte maßgeblich mitgeprägt. Wir sind unendlich traurig. Trotzdem gilt deine Losung auch heute für uns: „Verstehe…., weitermachen!“ 

Für dein Kollegium: Heinrich Baxmann


Online-Kondolenzbuch:

 
 
 
 
 
 
 
15 Einträge
Peter Tholl Peter Tholl aus Osnabrück schrieb am 12. Dezember 2023 um 12:17
Lieber Silo, wir sind uns erstmals im Sommer 1982 bei der Verbandsregatta auf dem Maschsee begegnet. Eine Freundschaft ist entstanden, als unsere Jungenvierer 1988 beim Landesentscheid um die Berlin-Teilnahme gekämpft haben. Schließlich sind beide Teams und wir als Begleiter zum Bundesfinale gefahren. Unsere Freundschaft hat sich über die Jahre - auch durch die gemeinsame Verbandsarbeit - vertieft. Verbunden hat uns auch die Liebe zur Oberweser. Von zahlreichen Wanderfahrten und Urlauben sind uns Land und Leute vertraut. 2019 haben wir an der Festschrift des SRVN gearbeitet. Mit Stringenz, Humor und klaren Vorstellungen haben wir die Fertigstellung realisiert. In den letzten Jahren haben wir uns in regelmäßigen Telefonaten über die Entwicklungen im Schülerrudern in Hannover, Niedersachsen und Deutschland ausgetauscht. Bei unserem letzten Telefonat Anfang September haben wir uns für die SRVN-Vorstandssitzung im November verabredet. Leider ist es dazu nicht mehr gekommen. Lieber Silo, danke für die Mut machenden Gespräche, deinen Humor und deinen Einsatz für die Schüler sowie für das Schülerrudern.
Salim Neumann Salim Neumann aus Hannover schrieb am 11. Dezember 2023 um 22:48
Letztendlich ist das Leben doch ziemlich endlich, das gilt wohl uneingeschränkt für uns Alle. Aber das was bleibt ist doch entscheidend! Und wenn ich an dich denke Silo, so ist eine Menge deines Wirkens und Engagements geblieben. In mir, und in vielen anderen Menschen, die wie ich das Glück hatten dich zum einen als Lehrer in der Schule erleben zu dürfen, aber auch als Lehrmeister und Trainer am Bootshaus, an unserem wunderbaren und geliebten Maschsee. Der Geschichtsunterricht wurde durch dich lebendig. Den Mythen um die griechischen Götter hast du Leben eingehaucht wie kein Anderer. Aber auch der Sportunterricht war immer lebhaft bei und mit dir. Und natürlich das Rudern und der RVB. Noch heute finden viele Kinder, Jugendliche und Erwachsene Halt und Freude durch unseren Schülerruderverein und unsere wunderbare Sportart, dem Rudern. Danke für deine wunderbare, bescheidene und nahbare Art mit der du deine Schüler und Sportler betreut und angeleitet hast. In jedem von uns lebt ein Stück von dir weiter und wird auch an zukünftige Generationen weitergetragen. Das ist sicherlich in deinem Sinne. Da bin ich mir ganz sicher. Dein Salim
Krause-Grund, Andrea Krause-Grund, Andrea aus Hannover schrieb am 7. Dezember 2023 um 21:29
Silo,…. lange habe ich mich herum gedrückt, etwas in dieses Kondolenzbuch zu schreiben. Ich mag es vielleicht nicht akzeptieren, dass es so ist, wie es ist. Im letzten Frühjahr, als ich dich wie üblich bei meinem Maschseelauf mit deinem Hund traf und wir schwatzten, sagtest Du noch“Krausimausi (ich bin 53), mach Dir mal keine Sorgen. Ich habe das alles im Griff.“ Nun gut, so richtig habe ich es Dir nicht geglaubt, ich tat aber so. Ich danke dir für alles, was du für mich und meine Mitschüler und Innen insbesondere im RVB getan hast. Du hattest die Gabe, in jeder und jedem das Beste zu finden und zu aktivieren. Wir hatten tolle Zeiten, sind zusammen in den Maschsee gefallen, haben uns gestritten und diskutiert, beim Geschichts LK Lernen (ich hatte dich nie im Unterricht) haben wir die Dubliners gehört und du hast mich mit der Grünen Insel angesteckt ;-). Du hast eine großen Anteil daran, dass wir so geworden sind, wie wir sind. Mit den letzten Grüßen, deine Krausi-Mausi , Krausi, Zentnerkrause usw.
Carsten Windmeier Carsten Windmeier aus Weimar (Thüringen) schrieb am 6. Dezember 2023 um 0:08
Es gibt Lehrer, an die ich mich 1. sehr gerne 2. gerne 3. ungerne 4. gar nicht erinnere. Ich hatte in meiner Schulzeit an der Bismarckschule das Glück, von mehreren Lehrern der o.g. Kategorie 1. begleitet zu werden. An Silo erinnere ich mich durchweg und besonders sehr gerne! Nach nun mehr als 45 Jahren und Ü-Sechzig läuft das Erinnern natürlicherweise inzwischen etwas verhaltener ab: Es war eine schöne Zeit auf und am Maschsee – sommers im Einer auf dem Wasser, im Winter mit Eishockey-Krücke auf dem Eis oder Zirkeltraining in der Halle. Zudem ein Jahr in der Oberstufe Hallenhandball – viel für das spätere Leben gelernt: nie aufgeben, immer mit vollem Einsatz, stets aus der Situation das Beste machen, und für neue Dinge aufgeschlossen bleiben. Dabei nicht den Humor verlieren, gegebenenfalls mit Namens- oder Wortkreationen atmosphärischen Aufwind gewinnen. Lieber Silo: Du hast (wie mich) sehr viele Schüler der Bismarckschule auf ihrem Weg ins Leben unterstützt, begleitet und auch in kritischen Situationen beigestanden. Es gibt keine Worte, dafür entsprechend zu danken. Allen zukünftigen Schülern wünsche ich Lehrer, die aus Deinem „Holze“ geschnitzt sind – gib Dein Holz weiter!! Im Sinne von Wilhelm von Humboldt: "Im Grunde sind es immer die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben seinen Wert geben"
Dirk Brockmann-Behnsen Dirk Brockmann-Behnsen aus Hannover schrieb am 5. Dezember 2023 um 11:23
Lieber Silo, leider teilten wir keine Schulfächer, sonst wäre ich auch in den Genuß der wohl legendären Historiker*innen-Fahrten gekommen. Aber dafür warst du unser "Teamchef" bei meiner ersten Kirchheim-Klassenfahrt. Unvergessen, wie wir beiden auf der Suche nach einer geeigneten Schnitzeljagdroute erstmal in der Bergklause eingekehrt sind 😉 Wie alle, die dich und deine einzigartige Art erleben durften, vermisse ich dich sehr! Herzlicher Gruß Dirk
Klaus Fick Klaus Fick aus Laatzen schrieb am 4. Dezember 2023 um 23:37
Als langjähriger Ruder- Protektor der Ricarda-Huch-Schule durfte ich Silo von Beginn meiner Tätigkeit am Schülerbootshaus wöchentlich begegnen. Silo war stets ein äußerst kompetenter , immer freundlicher und hilfsbereiter Kollege am Bootshaus. Ich werde die vielen netten fachlichen und auch privaten Gespräche mit ihm auf der Terrasse des Bootshauses oder auf dem Bootsplatz nie vergessen, erst recht nicht die Begegnungen seit seiner Pensionierung vormittags am Bootsplatz. Sehr betroffen musste ich von Silos gesundheitlichen Problemen Kenntnis nehmen und kurz danach von seinem Tod. Ruhe in Frieden Silo, du bleibst unvergessen
Marina Legatis geb.Zülch Marina Legatis geb.Zülch aus Hannover schrieb am 4. Dezember 2023 um 20:31
Ach Silo, unvergessen! Die Beschreibung von Deinem Kollegen trifft es so gut. "Ja wie- wie?! " hat uns lange begleitet, in der Schule und beim Rudern natürlich auch. Lebendig und nahbar, das war nicht selbstverständlich und so habe ich Silo erlebt.
Anke Boes (geb. Schütte) Anke Boes (geb. Schütte) aus Springe schrieb am 4. Dezember 2023 um 13:51
Lieber Silo, die Nachricht hat mich sehr unvorbereitet getroffen und auch sehr betroffen genmacht. Erst der Till und nun auch du. Ich hatte eigentlich die Hoffnung dich beim Ehemaligentreffen Ende Dezember wieder zu sehen. Unvergessen sind die Zeiten des RVB an die ich mich immer gut erinnern werde. Wir alle werden dich sehr vermissen.
Mark Stark Mark Stark aus Lüneburg schrieb am 4. Dezember 2023 um 12:55
Als ehemaliger Schülervertreter kann ich mich nur noch nachträglich für Silos menschliche, stets rücksichtsvolle Sichtweisen bedanken. Er ist einer der vielen „besonderen“ Lehrer an unserer Schule, die mehr als Pädagogen waren und sind. Er war vor allem Menschenfreund, der es verstand, Lust und Interesse an mehr zu wecken, als was die Lehrbücher und Lehrpläne hergaben. Die gerissenen Lücken müssen wir selber füllen, ob uns das ansatzweise gelingt?
Julian Jungfels Julian Jungfels aus Hannover schrieb am 3. Dezember 2023 um 17:00
Traurig, wirklich traurig. Du hast viele aus meiner Generation geprägt. Nie vergessen die Spitznamen und die Trainingseinheiten beim RVB. Mach’s gut.
Thomas Hueck Thomas Hueck aus Renningen schrieb am 2. Dezember 2023 um 14:07
Lieber Silo, ich kenne Dich seit dem Sommer 1976, als Frischling auf der Bismarckschule - der Anstalt, wie Du immer sagtest - warst Du mein Sportlehrer Über Dich kam ich in den Ruderverein. Du hast uns damals über viele Jahre begleitet und in Deiner ruhigen und persönlichen Art geprägt. Wieviel wir Dir zu verdanken haben, können wir wahrscheinlich nie ermessen. Was vor allem in Erinnerung bleibt, sind die vielen persönlichen Momente mit Dir, Deiner späteren Frau und, nicht zu vergessen, Euren Hunden. Sehr beeindruckend war Dein Geschichtsunterricht: Zwar war das Lesen der Reichstagsdebatten eher lästig, aber dies eröffnete uns das Verständnis für die schlimme Wandlung Deutschlands. Du warst Lehrer durch und durch. Silo, es war toll, Dich gekannt zu haben, lange über meine Schul- und Ruderzeit hinaus. Dein unaufdringlicher aber ansteckender, teilweise trockener Humor (ich kenne niemanden, der das Wort ‚verstehe‘ in derart mannigfacher Bedeutung zu nutzen weiß) bereicherte jedes Treffen. Auch wenn der Kontakt seltener wurde, die alte Verbunden- und Vertrautheit hat sich immer sofort eingestellt. Ich hoffe es geht Dir dort, wo Du jetzt bist, besser. Ruhe in Frieden.
Gunther Sack Gunther Sack aus Hannover schrieb am 2. Dezember 2023 um 11:50
Der Begemüller ist je noch gut bedient gewesen. Mich hat er mit deutlich mehr Spitznamen wie Beutel, Säckel, Sackstütze, Sackbeutel.... bedacht. 1976 hatte ich das große Glück, in der 5. Klasse Silo als Sportlehrer zu bekommen. Bereits ein Jahr später zog es mich wie viele andere zum RVB. Silo hat diesen Verein mit sehr großem Geschick gelenkt. Er hat uns alle gefördert und gefordert. Silo hat uns mit Aufgaben betraut, ohne das Augenmaß zu verlieren. Dabei etablierte er eine vorbildliche Fehlerkultur (Wer nichts macht, macht nichts falsch!). Er behielt immer die Übersicht über alle Dinge, die im RVB passierten und gab uns in entscheidenden Momenten Hilfestellungen. Darüber hinaus war immer unser moralischer Kompass. Ich habe Silo viel zu verdanken. Ohne ihn wäre ich vermutlich nicht Ruderprotektor des RV Humboldtschule geworden. Viele Schülerinnen und Schüler an der Humboldtschule hätten weniger Spitznamen. Auch in schwierigen Zeiten hat er mein Leben begleitet. Außerdem war er ein richtig guter Nachhilfelehrer in Französisch. Silo, ich hoffe dir geht es da, wo du gerade bist, richtig gut! Hoffentlich kann die Gutemine dort ein gutes Bier zapfen.
Bodo Krüger Bodo Krüger aus Hannover schrieb am 2. Dezember 2023 um 0:16
Mensch Silo, weißt du noch, wie du mir damals an der Uni geholfen hast? Praxisschock für junge Lehrer. Du kanntest dich aus, ich brauchte den Schein. Danach haben wir mal wieder das Leben gefeiert und ein Bier geleert. Danke für alles, Silo, und RIP.
Lars Jankowski Lars Jankowski aus Hildesheim schrieb am 1. Dezember 2023 um 23:40
Farewell Silo! Du warst mein Rudertrainer, mein Tutor und Du warst ein wunderbarer Mensch! Thomas Sielenkämper hat einen Haufen junger Draufgänger zu Menschen gemacht. Danke 🙏 Du hast mir Werte wie Menschlichkeit, Rücksicht und Demut beigebracht. Ein fantastischer Mensch verlässt die Menschheit. Es bräuchte mehr von Dir, dann hätten wir eine unaufgeregtere Gesellschaft. Schraubt Eure Ansprüche zurück und lebt weiter in dem, was Silo Euch beigebracht hat! In diesem Sinne: Danke für jedes Wort Jakubowski
Johannes Begemann Johannes Begemann schrieb am 30. November 2023 um 23:31
Ich war für Silo immer nur „Begemännchen“ oder „Begemüller“. Er war nicht nur fürs Rudern eine Institution. Im Kollegium war er ausgleichend, integrierend und einfach ein verbindlich zugewandter Mensch. Er war für mich wichtig, weil er mich als Neuen sofort akzeptierte. Silo - danke für die gemeinsame Zeit! Begemüller