Unweit vom Kilimanjaro im Nordosten von Tansania befindet sich unsere Partnerschule: Die Msafiri English Pre- and Primary School. Nach corona-bedingten drei Jahren konnten wir, zehn Schüler der UNESCO- AG aus den Jahrgängen 10, 11 und 12 begleitet von Frau Deniz und Frau Günther, im Februar ihr endlich wieder persönlich einen Besuch abstatten. Drei Wochen lang durften wir die tansanische Kultur, die Natur, die Geschichte und natürlich die Menschen kennenlernen und hautnah erleben, wobei uns besonders die Schüler und Mitarbeiter der Msafiri Schule ans Herz gewachsen sind. 

Bereits Monate vor Antritt der Reise haben wir begonnen, uns in wöchentlichen Treffen auf den Besuch vorzubereiten. Wir haben zahlreiche Spenden gesammelt, uns ein Projekt für die Schüler überlegt und uns über interkulturelle Begegnungen informiert, sodass unsere Vorfreude immer weiter wuchs. An dieser Stelle auch vielen Dank für die reichlichen Spenden von Kleidung, Spielsachen, Schulbedarf und technischen Geräten etc. Alle Spenden wurden sicher den Mitarbeitern und Schülern überreicht, welche sich darüber riesig gefreut haben. 

In Tansania gibt es ungefähr 125 verschiedene Sprachen und Dialekte, die von unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen gesprochen werden. Die offizielle Nationalsprache ist dabei Suaheli, in welcher wir oftmals auch von Fremden fröhlich mit “Mambo?” (Hey, wie geht’s?) angesprochen wurden. Die richtige Antwort darauf ist “Poa!”; mir geht’s gut! 

Die meisten Tansanier beherrschen ebenfalls sehr gutes Englisch, da Englisch auch als Amtssprache gilt, sodass wir uns problemlos mit ihnen verständigen konnten. 

Die Msafiri English Pre- and Primary School ist eine englischsprachige Privatschule mit Schülern aus den Jahrgängen 1 bis 7. Ein Großteil der Schulgelder der Schüler werden dabei von Spenden finanziert, da die Schule vor allem bedürftige Kinder aufnimmt. Daher ist die Schule gleichzeitig auch ein Internat, sodass die Schüler die Möglichkeit haben, in den Schlafräumen zu leben. Der andere Teil der Schüler sind die “Dayschoolers”, welche täglich mit dem Schulbus zur Schule und zurück nach Hause gebracht werden. In diesem Schulbus konnten auch wir tagsüber kleinere Trips zu anderen Schulen oder Märkten unternehmen.

Der Unterricht findet von morgens bis nachmittags statt. Montag- und Donnerstagmorgen gab es einen Morgenappell, bei dem die Nationalhymne, die Schulhymne, sowie andere Lieder gesungen wurden. Manchmal wurden auch die Uniformen und die Fingernägel auf Sauberkeit untersucht. Unterbrochen von kleinen Pausen sowie einer größeren Teepause, werden die Schüler unterrichtet in Mathe, Suaheli, Englisch, Religion, Social Studies und anderen ähnlichen Fächern zur deutschen Grundschule. In einigen Stunden durften wir in den Klassen hospitieren, und konnten den Unterricht nicht nur miterleben, sondern auch mitmachen. Gerade bei den jüngeren Klassen fand noch mehr Dialog und Sprechen miteinander statt, wie zum Beispiel bei Social Studies, wo verschiedene kulturelle Begrüßungsarten der tansanischen Ethnien vorgeführt wurden. Die Diversität in der Klasse war auch hoch, sodass einige Schüler von ihren Familien erzählen konnten. Überraschend für uns war, wie schnell die Schüler Englisch lernten. Selbst mit den ganz jungen Schülern der ersten oder zweiten Klasse konnte man sich bereits gut verständigen. In den höheren Klassen wurde der Unterricht zunehmend frontal. Der Lehrer erklärte dabei den Unterrichtsstoff an der Tafel, der von den Schülern abgeschrieben oder nachgesprochen wurde. Zwischendurch gab es auch Aufgaben aus den Schulbüchern zu erledigen. Mir persönlich ist dabei aufgefallen, wie ordentlich die Schüler ihre Hefte und Aufgaben geführt haben. Immer Datum und Überschrift, und in ordentlicher Schrift Reihe um Reihe. 

Natürlich haben wir uns wie jede Reisegruppe ein Projekt für die Schüler überlegt. Uns war wichtig, dass wir kulturelle Gemeinsamkeiten aus Gewohntem und Fremdem verbinden und trotzdem Spaß mit den Kindern haben, mit denen wir ja auch viel Zeit im Rahmen des Projekts verbracht haben. Also haben wir uns für ein selbstgeschriebenes Theater entschieden. Zunächst haben die Kinder Ausmalbilder verschiedener Tiere ausgemalt, während wir ihnen ein deutsches Märchen, der Hase und der Igel, vorgelesen haben. Die Kinder erzählten uns auch ein tansanisches Tiermärchen mit einem Löwen, einer Hyäne und einem Hasen. Zusammen haben wir dann mit den Kindern in kleineren Gruppen das Theaterstück, in dem Tiere aus beiden Märchen mit ihren typischen Charaktereigenschaften vorkommen, eingeübt und ein Bühnenbild sowie Tiermasken gebastelt. Die Kinder waren anfänglich schüchtern, aber schnell wich die Scheu und sie zeigten sich neugierig, aufgedreht und auch talentiert und freudig am Schauspielern. Das Stück haben wir am Ende nicht nur einzelnen Klassen, sondern auch vor der ganzen Schule vorführen können. Zwischendrin konnten wir die Kinder aus der Gruppe auch persönlich gut kennenlernen. Die meisten wollten später Arzt, Lehrer oder Fußballspieler werden oder zeigten uns ihre Talente: turnen, tanzen, zeichnen…

Mehr von diesen Talenten erfuhren wir auch in der Freizeit. Wir spielten verschiedene Spiele aus Deutschland und aus Tansania, Klatschspiele, Seilspringen, Tanzen, Fußball etc. Wir hatten auch Freundschaftsbänder geknüpft und Kartenspiele mitgebracht, die wir am Ende für die Mitarbeiter dort gelassen haben. Am Morgensport durften wir ebenfalls teilnehmen. Ab und zu gehen die Schüler morgens mit den Lehrern singend laufen – wir waren dagegen auch ohne Singen schnell aus der Puste. 

Wäsche (per Hand) zu waschen, die Unterrichtsräume aufzuräumen und zu putzen, gehört für die Schüler zur Freizeit dazu. Auch wir haben unsere Wäsche während unseres Aufenthalts per Hand gewaschen. Das war natürlich zeitaufwendig, aber es hat auch irgendwie Spaß gemacht, weil wir alles zusammen gemacht und erlebt haben und es keine wöchentliche Pflicht war. 

Generell achten auch die Tansanier sehr auf ihr Miteinander. Wir haben sie als unglaublich höfliche, hilfsbereite und positive Menschen kennengelernt. Mit Freude zeigten und teilten sie Erfahrungen mit uns, sogar wo sie wohnen. Gerade die Mitarbeiter der Schule waren so offen und herzlich, dass sie uns sehr ans Herz gewachsen sind. Wir kochten auch zusammen und sie zeigten uns, wie sie das Essen, welches sie normalerweise für uns zubereiteten, gekocht wurde. Dazu gehörten Pfannkuchen ähnliche Chapatis, welche man mit Bohnen essen kann, Pilau, ein gewürzter Reis, oftmals mit Gemüse, verschiedene Kokossoßen etc. Es wurde generell sehr viel mit Gemüse gekocht. Besonders im Kopf bleibt mir zum Beispiel auch Ugali, ein aus Maismehl hergestellter Getreidebrei, der eher als Sättigungsbeilage dient und mit Soßen gegessen wird. 

Auf den Schulbustrips zu diversen Märkten in Kisangara, Mwanga und Moshi kauften wir oftmals auch eigene Früchte, Avocados, Tomaten, Ananas, Mango, Kokosnüsse, Bananen, die wir in Deutschland ja meist nur als importierte Ware kennen. Wir fanden sogar Guaven an einem Baum, als wir mit den Mitarbeitern und einigen älteren Schülern aus der weiterführenden Schule wandern waren. Die Natur war atemberaubend und die Guaven traumhaft lecker. 

Auch durften wir verschiedene Schulen in Kisangara und Umgebung besichtigen. Die Msafiri Schule ist eine Privatschule, also sahen wir uns staatliche Schulen an, eine Berufsschule, eine weiterführende Schule mit Kindern in unserem Alter und eine Schule für Gehörlose. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Privatschulen selbstverständlich weitaus besser ausgestattet sind als die staatlichen. Jedoch empfinde ich es als sehr positiv, dass auch Menschen mit körperlichen Behinderungen die Möglichkeit haben, an Bildung zu gelangen, auch wenn die Lehrer teilweise zu ihnen nach Hause fahren mussten. 

Ganz allgemein lebten wir in Häusern auf dem Schulgelände. Auf dem Gelände kurz hinter dem Eingangstor hatte ein Schneider seine kleine Schneiderwerkstatt, bei dem wir uns Röcke und Hosen schneidern ließen. Wir schliefen unter Moskitonetzen, duschten mit offenem Fenster und wir Mädchen lebten zu siebt unter einem Dach, in vier Zimmern. Die Jungen hatten diesmal sogar den Luxus, Einzelzimmer bewohnen zu können. Das Zusammensein am Abend haben wir ebenfalls sehr genossen, wenn wir nach dem Kartenspielen noch zusammensaßen und über den Tag geredet haben. Meist mussten wir noch die ein oder andere Spinne fangen, eine fingergroße Kakerlake, diverse Eidechsen und einen Skorpion aus der Dusche entfernen. Unweit von der Schule trafen wir sogar auf Affen. Auf einem Markt haben wir uns auch zwei Hühner gekauft, Edda und Fritz, die zwei Wochen mit uns auf dem Gelände gelebt haben. Zu Ende wurden sie mit einem Schaf auf dem Abschiedsfest geschlachtet, wo wir helfen durften. Meine Hände rochen den ganzen Tag noch nach Schaf. 

Safari

Innerhalb der Zeit hatten wir auch die Möglichkeit, an einer Safari teilzunehmen. Die ersten Zebras, Giraffen, Elefanten und Löwen setzten uns in Extase, tausende Bilder wurden geschossen. An den Picknickplätzen fanden wir ein Wasserbüffelskelett, welches entsprechend roch, aber total faszinierend aussah. Später konnten wir auch noch Flusspferde und Warzenschweine sehen, und von ganz weit weg sogar ein Nashorn. Die Natur in den Parks war ebenfalls wunderschön. Gerade die riesigen Baobab-/ Affenbrotbäume waren mächtig, die Schirmakazien bildeten eine Art Sonnenschutz über uns. Man musste anfangs genau hingucken, um die Tiere zu erkennen, aber mit der Zeit wurden wir geschulter. Ab und zu wurde auch das Fernglas ausgepackt – bis eine riesige Elefantenfamilie direkt vor unserer Nase den Weg überquerte und eine Löwenfamilie unmittelbar vor uns ein Nickerchen im Schatten eines großen Rohres machte. 

Bagamoyo

In den letzten Tagen vor Abflug mussten wir uns bereits von den Kindern und Mitarbeitern der Schule verabschieden. Beim letzten Tanz mit den Schülern kamen allen von uns die Tränen. Die Lieder, zu welchen wir die letzten Wochen getanzt hatten, unter anderem auch das “Fliegerlied” aus Deutschland, hörten wir ein letztes Mal. Es wurde sich viel umarmt, viel “I’m going to miss you so much” und “I love you” gesagt und es wurden wieder unsäglich viele Fotos gemacht. 


Mit gepackten Koffern standen wir um 5 Uhr morgens auf der Matte und fuhren einen laaangen Weg nach Bagamoyo, einer Touristenstadt am Indischen Ozean, aber vor allem ehemalige (erste) Kolonialhauptstadt Deutsch-Ostafrikas. 

Trotz all dem sprangen wir nach der achtstündigen Fahrt erstmal in das badewannenwarme Meer, sobald wir unsere Koffer in die diesmal kleinen Dreierhütten gebracht hatten, und entspannten uns abends an einem Lagerfeuer, um den Tag ausklingen zu lassen. 

Am nächsten Tag begann nämlich auch wieder das volle Programm: in Bajajis (uns meist besser bekannt als Tuk Tuk oder Autorikscha), tauchten wir in die Geschichte Bagamoyos ein. Ab ca. 1885 war Tansania deutsche Kolonie. Aufgrund von Bagamoyos günstigem Standort am Meer konnte die Stadt gut als Stützpunkt des internationalen Sklavenhandels genutzt werden. Viele der historischen Gebäude sind heutzutage umfunktioniert in Museen, welche wir uns ansehen durften. Darin waren auch Schriften und Akten ausgestellt, die von Deutschen geschrieben wurden. Auch alte, von Deutschen errichtete Gebäude sowie einen Friedhof für deutsche Soldaten konnten wir unweit des Zentrums besichtigen. Tatsächlich ließen sich Spuren der deutschen Kolonialgeschichte überall finden.

Weiterhin machten wir eine Tour durch die Kaole Ruinen, sahen einen Fischmarkt und einen Mangrovenwald. Wir umrundeten einen großen Baobab-Baum, im Uhrzeigersinn natürlich, und probierten eine Kokosnuss. Den Rest des Nachmittags verbrachten wir wieder am Strand, denn am nächsten Morgen ging unsere Tour weiter zu einer Kunsthochschule. Vorher waren wir allerdings schon um 6 auf den Beinen, um unseren letzten tansanischen Morgen im Meer unter der aufgehenden Sonne zu genießen. Es war ein traumhafter Moment ins Wasser reinzulaufen. 

Nach dem Frühstück wurden wir dann durch die Kunsthochschule (Tasuba, College of Arts) geführt. Tatsächlich trafen wir auch einige Deutsche dort, die an einem internationalen Musikprogramm teilnahmen. Danach gingen wir zurück zum Kunstmarkt, welcher ebenfalls ein ehemaliger Sklavenmarkt war. Fast alle von uns wurden noch mal fündig und nahmen einen kleinen Schatz zurück in die Lodge. Ein letztes Mal schwammen wir im Meer, bevor der Bus uns abholte und zum Flughafen von Daressalam brachte.

Abschließend sind die drei Wochen natürlich wie im Flug vergangen. Wir sind extrem dankbar dafür, dass uns so eine Reise ermöglicht werden konnte. Eine neue Kultur kennenzulernen, reisen zu dürfen, seinen eigenen Horizont zu erweitern, sind alles Privilegien, die nicht selbstverständlich sind. 

Die freundliche, offene und positive Art der Tansanier hat uns sehr berührt. Wir haben viele einzigartige Erfahrungen sammeln können und haben viele Once-In-A-Lifetime Momente erlebt, aber wir haben auch sehr viel gewonnen. Erfahrung, Wissen, Erlebnisse… und Freundschaften, die hoffentlich noch weiterhin viele Jahre halten.

Karla Rex für die Reisegruppe